Der richtige Driver

Welcher Driver passt zu Ihnen?

Die Auswahl des richtigen Drivers war noch nie eine leichte Sache, das mittlerweile riesige Marktangebot, die unzähligen Variationen und die nicht minder vielen Drivertestberichte plus Herstelleraussagen machen diese Entscheidung nicht leichter. Eine analytische Vorgehensweise ist deshalb die beste Empfehlung … vergessen Sie den Tipp eines anderen Spielers, wenn Sie nicht den absolut identischen Schwung haben, vergessen Sie die Werbeversprechen.

Alle relevanten Variablen eines Drivers:

1. Schaft

1.1 Schaftlänge
1.2 Schaftflex
1.3 Schaftmaterial
1.4 Schaftgewicht
1.5 Schaftbiegeprofil

Der Schaft wird allgemein als “Motor” des Golfschlägers beschrieben, was in etwa der Realität entspricht. Völlig falsche Vorstellung herrschen jedoch in puncto Flex und Schaftlänge:

Ein Driver mit langem Schaft ist nicht automatisch in der Schlagweite länger, meist ist sogar das Gegenteil der Fall (die Schlagweite nimmt mit der Schaftlänge ab) und die Streuung nimmt zu. 44 inch für die Herren und einen Inch weniger für die Damen, dies ist ein guter Startpunkt, wenn man die Schaftlänge selbst ausloten möchte.

Der Flex (Biegsamkeit des Schaftes) wird oft im Zusammenhang mit der Schlagweite gesetzt. Dies ist nicht grundlegend falsch, aber in keinem Fall zwingend richtig. Wenn ein Golfer einen harten Flex benötigt und mit einem weichen mehr Streuung hat, dann sollte man zuallererst den Schwung kontrollieren. Prinzipiell kann man mit jedem Schaftflex gerade spielen, wie beispielsweise bei der Demonstration des Lernschlägers LagSETTER zu sehen ist: dieser Schläger hat ein Gummigelenk im Schaft … und man schlägt damit gleich weit bzw. weiter und gerade wie mit einem starren Schaft.

Beim Material ist Graphite vorherrschend, aber auch dies beruht auf vorgefassten Meinungen und nicht hinterfragten Kundenwünschen. Graphite eignet sich vor Damen und Senioren, bei höheren Schwunggeschwindigkeiten und/oder mehr Krafteinsatz nimmt jedoch die Streuung zu. Nach unserer Erfahrung besser sind hier die Bi-Matrix-Schäfte: Graphiteschäfte mit einer stahlverstärkten Spitze. Diese gibt es in allen Flexbereichen und sie bieten generell ein Plus an Kontrolle. Etwas flacher im Ballflug und straffer im Feedback sind die Hickory-Schäfte (Tri-Matrix) … also mit Echtholz. Bei “Holz” werden viele Spieler zunächst vorsichtig wegen der Belastbarkeit, aber die Erfahrung hat gezeigt: unsere Holzschäfte dürften die langlebigsten Schäfte generell und eine der stabilsten sein. Völlig unpopulär sind Stahlschäfte, wer jedoch auf max. 10% Schlagweite verzichten kann, wird mit 20% mehr Kontrolle belohnt.

Beim Gewicht des Schaftes sind wir beim nächsten Vorurteil: “leichter ist besser” … was nicht stimmt. Bei geringer Schnellkraft und/oder schlechter Schwungtechnik kann der leichte Schaft Vorteile bringen. Leicht ist im Bereich 40 bis 60 gr., sportliche Spieler werden aber mit 70 bis 80 gr. mehr kontrollierbare Weite generieren können.

Das Biegeprofil, oft auch Kickpoint, Launchpoint o.ä. beschrieben, hat mehr Einfluss auf den Ballflug. Sowohl der Startwinkel als auch der Backspin des Golfballs werden damit direkt beeinflusst. Ohne den dazugehörigen Schwung kann hier aber keine generell gültige Aussage getroffen werden.

2. Schlägerkopf

2.1 Material
2.2 Volumen
2.3 Gewichtsverteilung
2.4 Loft
2.5 Stellung der Schlagfläche
2.6 Kopfgewicht
2.7 Fehlertoleranz

Material und Volumen gehören zusammen betrachtet: je grösser das Kopfvolumen ist, desto kleiner wird die Materialauswahl. Ab etwa 400 ccm muss man Titan verwenden, da sonst das Gesamtgewicht und die Stabilität nicht mehr zu schaffen sind. Das grösste Volumen liegt bei 460 ccm, noch grösser schliesst den Driver für Turniere aus. Ein grosses Volumen bedeutet nicht gleichzeitig mehr Schlagweite, die Schlägerköpfe mit dem grössten Potential sind sogar die kleineren Volumen bis hinunter zu 200 ccm. Mehr Volumen bedeutet aber auch grössere Schlagflächen, was dem Schwung bzw. der Fehlertoleranz entgegen kommt. Hier eine Übersicht unserer gängigsten Modelle und deren grundlegende Konstruktion:

 KörperSchlagflächeSchwerpunkt
Prowinn 420ccTitan elastikTitan elastikhinten
BV GeareffectTitan mittelhartTitan mittelhartneutral
BV SignatureTitan mittelhartTitan strongganz hinten
BV MOONTitan elastikTitan mittelhartneutral
GG TAG 460Titan strongTitan stronghinten
GG CCTitan strongTitan strongneutral
BV PersimmonHartholzHolz/Kunststoffhomogen
LonghitterTitan elastikTitan mittelhartneutral

Man kann jetzt nicht pauschal eine Empfehlung geben oder behaupten, “hart” sei besser als “weich”. Das Material ist im wesentlichen eine Sache des Feedbacks … der Prowinn 420cc spielt recht softig, der Geareffect ist schon knackiger, unterm Strich ist beides Geschmackssache. Gilt für die Schlagfläche und den Körper.

Schwerpunkt (Gewichtung) ist immer im Sohlenbereich … mehr Masse unterm Ball = höherer, leichterer Ballstart. Nur die Longhitter Fairwayhölzer sind „andersrum“ … also Gewicht oben … und entsprechend weit. Würde man das beim Driver machen, wäre ein positiver AoA Pflicht, d.h. 80% der Amateure können schon nicht mehr damit schlagen.

Je weiter hinten die Masse sitzt, desto mehr Fehlertoleranz hat der Driver und desto schwieriger wird jedoch das Ballshaping (bewußte Links- oder Rechtskurve) und umgekehrt.

Der Loft ist der auffälligste Parameter beim Driver und hat auch die grösste Auswirkung. Einschränkend muss man jedoch wissen, dass nicht jeder eingravierte Loft der Realität entspricht. Um den sportlichen Ambitionen des Käufers gerecht zu werden, gravieren manche Hersteller ein sportliches “9° Loft°“ in den Kopf, wohlwissend dass 90% der Kunden damit nicht spielen können, wird der betreffende Schlägerkopf jedoch einfach mit 11° Loft gebaut. Der Loft allein sagt noch zu wenig über die Eignung aus, den mit dem Loft muss man auch den Angriffswinkel (ein Schwungparameter) des Spielers kennen. Insgesamt ist die Erfahrung jedoch, dass die meisten Amateure mit mehr Loft besser und weiter schlagen könnten. Mehr Loft reduziert den Sidespin (Slice bzw. Hook) und erleichtert einen hohen Ballflug. Zum Verständnis: ein guter Drive sollte mindestens 20 m hoch steigen, besser 25 m … dies entspricht einem 7- bis 8-stöckigen Wohnhaus. Faustregel wäre: Herren 10 bis 12° Loft, Damen und Senioren 12 bis 16° Loft. Ist der Ballflug dann zu hoch oder der Roll zu kurz, ist im Schwung wahrscheinlich eine löffelnde Bewegung, die als erstes korrigiert gehört, wenn man weit und gerade schlagen möchte.

Noch schnell drei Mythen aufgeklärt:

Eine geschlossene Schlagfläche (Draw-Modelle) kann einen Slice nur marginal abmildern. Die bessere Lösung ist ein unkomplizierte Schwungkorrektur, die wir Ihnen gerne machen.

Ein schwerer Schlägerkopf erzeugt nicht mehr Schlagweite, sondern reduziert die Schlägerkopfgeschwindigkeit, was zum Schlagweitenverlust führt. Tempo geht vor Masse.

Fehlertoleranz: auch wenn die Werbung jedes Jahr neues behauptet, so richtig fehlertolerant und automatisch weiter ist kein Driver, da sich die Physik nicht austricksen lässt. Mehr Fehlertoleranz ist in Grenzen durch die Konstruktion machbar, z.B. die weltweit einzige einteilige Bauweise der Grand Golf Driver, aber man darf hier keine extremen Wunder erhoffen. Ohne soliden Schwung stimmen beim Drive weder Konstanz noch Länge.

3. Griff

3.1 Griffigkeit
3.2 Durchmesser
3.3 Gewicht

Wie wichtig ein guter Grip des Griffes ist, wird oft unterschätzt. Schlechte Grundmaterialien oder abgespielte Griffe erfordern einen höheren Griffdruck, damit der Schläger nicht in der Hand rutscht. Mit steigendem Griffdruck werden jedoch auch die Handgelenke zunehmend blockiert … das Ende eines stressfreien Golfschwungs. Gleiches gilt für den Durchmesser: je kräftiger der montierte Griff ist, desto mehr negative Kontrolle hat der Spieler über den Golfschläger … auch wenn dem Anfänger dieses Gefühl zunächst angenehmer erscheint als mit einem dünneren Griff. Die beste Wahl sind deshalb passende Griffe, passend zu Ihrer individuellen Hand. Standardmässig bereits montierte Griffe ohne Anpassung sind deshalb nur 2.Wahl.

Leichte Griffe sind immer wieder mal im Trend und verschwinden aber auch wieder. Man kann nicht grundlegend behaupten, dass leichte oder schwere Griffe besser sind. Mit den gleichen Argumenten wie für leichtere Griffe werden Gewichtsinserts im Griffbereich beworben: mehr Schlagweite, mehr Kontrolle. Alles der gleiche Effekt mit gegensätzlichen Maßnahmen. Beides kann stimmen, aber nur in Abstimmung auf den betreffenden Schwung und den Rest der Ausrüstung.

4. Schwung

4.1 Angriffswinkel
4.2 Schlägerkopfgeschwindigkeit
4.3 Schwunggüte
4.4 Vorgabe Konstanz und/oder Schlagweite

Schwung und Schläger sind eine Einheit, deren Bestandteile nicht beliebig getauscht werden können. Dies gilt für alle Golfschläger, aber für den Driver ganz besonders. Mit dem Angriffswinkel (AoA) definiert sich der Loft des Drivers. Bei einem negativen AoA benötigt man mehr Loft als bei einem positiven AoA, um vergleichbare Ergebnisse zu bekommen. Der Angriffswinkel wird in der Regel nicht berücksichtigt, da die Messung nicht unproblematisch ist, aber ohne diesen Wert ist eine zukunftstaugliche Empfehlung für eine Schwungkorrektur oder einen Loft schwierig.

Die Schlägerkopfgeschwindigkeit wird dagegen oft gemessen, ist aber eher sekundär, da:
1. sich diese Geschwindigkeit (SKG) oft ändert
2. man durch kleine Umstellungen im Schwung die SKG deutlich erhöhen kann

Die Schwunggüte ist der Knackpunkt in der Empfehlung: passt der Schwung oder muss noch etwas geändert werden? Kann (will) der Spieler noch etwas ändern oder muss man mit diesem Schwung klar kommen? Wird die Schwungqualität nicht offen diskutiert, sind alle weiteren Schritte auf Sand gebaut.

Mit zur Entscheidung für den richtigen Driver gehören auch die Ziele des Spielers. Mangelt es an Grundlänge, ist die Maximierung der Schlagweite wichtiger. Schafft der Spieler mehr als üblich (Herren 180 m carry, Damen 140 m carry), dann sollte die Konstanz und Kontrolle mehr Gewichtung finden. Individuelle Prioritäten ausgenommen.

5. Dynamische Eigenschaften

5.1 Schwunggewicht
5.2 Trampolineffekt
5.3 Herstellungsqualität

Das Schwunggewicht ist in der technischen Korrektheit ein Problem und im Spiel faktisch ohne Bedeutung. Korrekt gebaut kann es eine Definition für das dynamische Feeling sein, aber die Messmethode erlaubt zu viele Herstellungsfehler und der Nutzen ist zig-fach widerlegt.

Der Trampolineffekt oder Springeffekt soll den Ball nochmals beschleunigen, was im engen Rahmen möglich ist, aber nur in Geschwindigkeitsbereichen, die den sehr sportlichen Schwüngen vorbehalten sind. Wer mit unter 100 mph SKG schwingt, sollte sich keine Hoffnung machen, hier gibt es bessere Möglichkeiten, die Weite zu erhöhen.

Eine dieser Möglichkeiten ist die Herstellungsqualität, z.B. neutralisierte Schäfte. Durch diese spezielle Methode der Schaftmessung und -montage kontrolliert man das Schwingungsverhalten des Golfschlägers. Für uns ist dies die Grundlage, Soll und Ist (Messung und Umsetzung) zu vereinen. In der Massenfertigung sind neutralisierte Schäfte unseres Wissens bis heute weder möglich noch wird es gemacht. Auf der anderen Seite führt man ohne diese Neutralisation den Gedanken hochwertiger Schäfte ad absurdum.

Alles klar? Dann nichts wie ab in unseren Onlineshop … oder doch noch unschlüssig? … dann machen Sie das einzig sinnvolle und vereinbaren einen Fittingtermin bei uns. Erst durch eine Schwunganalyse, ein Probespiel und die ggf. die Korrektur driverrelevanter Schwungfehler werden Sie zu einer zukunftstauglichen Entscheidung finden. Bei uns haben Sie dazu alle Möglichkeiten und wir berücksichtigen sowohl Ihr Schwungtalent, Ihre golferischen Ziele als auch Ihren Schwungcharakter.