MOI

Viele sprechen darüber, wenige wissen, worum es hier überhaupt geht und fast keiner kann einer MOI-Überprüfung stand halten. MOI war auch für uns ein Thema und viele Textpassagen unserer Veröffentlichungen findet man heute auf anderen Websites wieder, leider meist aus dem Zusammenhang gerissen und fehlerhaft interpretiert. MOI in letzter Konsequenz hat drei Nachteile: erstens muss der Spieler dynamisch vermessen werden oder er muss sich auf einen bestimmten Lieblingsschläger festlegen (was erst nach einigen Jahren Spielerfahrung sinnvoll ist), zweitens ist die Fertigungstoleranz der Rohware so hoch, dass alle Berechnungen ins Unsinnige verlaufen und drittens konnte bei Blindversuchen kein einziger Spieler einen MOI-Satz von einem Standardsatz herausfinden. Zudem muss man sich bei der Fertigung der Grundkomponenten klar für eine traditionelle Gewichtung oder einen MOI-Gewichtsverlauf entscheiden. Man kann also aus klassischen Schlägerköpfen mit 7 gr. Differenz nicht einfach einen MOI-Satz fertigen. Wer dies macht, muss über die Schlägerlänge “tricksen”, was die Sache zur Kompromisslösung degradiert. Selbst Tom Wishon, Mit-Pionier in Sachen MOI, hat seine Erwartungen zurückgeschraubt und zumindest für Europa seine oft gezeigten Messeinheiten vom Markt genommen. Spätestens bei der Abstimmung von Eisen und Hölzern ist die harmonische Theorie des MOI an die Grenzen gestossen: gleiches MOI bei Eisen und Holz ist nicht vorteilhaft spielbar. MOI war deshalb für uns nur eine Zwischenstation und wir haben den Gedanken in Form unserer Präzisions-Golfschläger weiterentwickelt. Wir sehen die Präzisions-Golfschläger als das technisch maximal Machbare. Zahlreiche Tests und auch Blindversuche bestätigen dies. Korrekt gebaut ist bei einem solchen Satz das Spiel mit den langen Eisen und der schnelle Wechsel von Schlägern (auch zwischen Holz und Eisen) kein Problem.

Wer dennoch mit dem MOI-Gedanken liebäugelt, ist mit einem Schlägersatz besser beraten, der eine einheitliche Schaftlänge als Basis hat.Also jeder Schläger gleiche Länge, gleicher Lie, gleiches Kopfgewicht. Nur beim Flex sollte eine Stufung in Abhängigkeit zum Loft erfolgen, da sonst das Gefühl im Treffmoment doch wieder unterschiedlich ist. Der Bagger Vance 100MOI Satz erfüllt als einziger Schlägersatz wetweit diese Anforderung.

Es bleibt jedoch die Tatsache, dass weder MOI noch andere Techniken wie Slope-Optimierung, Frequenz-Matching, Backweigthing etc. einen Schwungfehler überdecken sollen (sofern dies überhaupt möglich ist). Diese Macharten dienen lediglich der Optimierung im Detail. Dazu ein Interview-Schnipsel aus einem Gespräch mit Eugen Pletsch (EP):

EP: MOI-Matching  ist aktuell ein Schlagwort in der Szene. Machst Du das? Wenn nein, warum nicht?

MK: MOI-Matching bieten wir schon ein paar Jahre an. Die Machbarkeit in unserer Werkstatt reicht dabei von der rechnerischen bis zur messtechnischen Ausführung. Ich forciere diese Art des Schlägerbaus allerdings nicht, da ein tatsächlich gleiches Trägheitsmoment nur bei Schlägern möglich ist, deren Kopfgewicht, Schaftlänge, Schaftgewicht/-art und Griff absolut identisch sind. Im Mehr-Hebel-System des Golfschwungs hat man mit unterschiedlichen Schaftlängen keine Möglichkeit, ein tatsächlich identisches Verhalten der einzelnen Schläger zu erreichen. Im Gegenzug brächte eine einheitliche Schaftlänge Probleme bei den Schlagweiten der langen Eisen und teilweise ein problematisches Handling der Wedges mit. MOI-Matching mit unterschiedlichen Schaftlängen wird trotzdem und unterschiedlich angeboten:

– Anpassung über Schaftlänge, simpel und schmerzfrei, aber: um das MOI korrekt zu halten, geht es hier um tatsächlich +/-  0,5 mm Genauigkeit. Selbst ein guter Spieler hat mehr Toleranz beim Greifen des Schlägers, und Golf wird auch nicht auf planen Marmorböden gespielt. Insofern ist die notwendige Genauigkeit vs. der tatsächlichen Anwendung recht fraglich.

– Anpassung über Kopfgewicht … wobei die Methode der Hoselgewichte sehr umstritten ist, da eine Verschiebung des Massenzentrums stattfindet. Korrekt muss die Massenkorrektur im COG (Center of Gravity), bezogen auf die Lot-Senkrechte “Mitte Griff durch Mitte Schlägerblatt”, stattfinden. Der normale Clubfitter ist hier meist überfordert bzw. bieten die Schlägerköpfe konstruktiv keine Möglichkeit, dies problemlos zu tun.

– Anpassung aus Kombination Kopfgewicht und Schaftlänge

Mit “Anpassung” ist gemeint, die einzelnen Schläger auf ein einheitliches Trägheitsmoment zu bringen. Möglich ist dies durch eine Messung der Komponenten und anschliessender Berechnung oder besser einer durchgehende Messung der absoluten Werte, also MOI-Messung begleitend zur Bauphase und als Abschlussprüfung. Hierzu gibt es mittlerweile technische Geräte mit PC-Unterstützung, welche schnell und zuverlässig handzuhaben ist. Bei uns kann der Kunde entscheiden, wie er es möchte, es steht alles bereit.

Problematisch sehe ich jedoch neben der “Unmöglichkeit” einer idealen Lösung auch die Tatsache, dass man Eisen und Hölzer nicht gleich abstimmen darf, da dann die Spielbarkeit leidet. Wenn also ein Holz 7 ein anderes MOI benötigt als ein Eisen 7, was ist dann mit einem Eisen 2 oder einem Hybrid? Aktuell wird streng zwischen dem MOI der Eisen und der Hölzer unterschieden. Bei den Hölzern oft auch zwischen Driver und Fairway. Schlüssig ist mir dieser Fakt nicht, ebenso könnte doch auch eine lineare oder progressive MOI-Änderung vorteilhaft sein, man würde sich dann jedoch wieder den Wurzeln des Clubmaking nähern, was vielleicht zwecks der Abgrenzung nicht gewollt ist. Wählt man einen linearen MOI-Verlauf vom Wedge bis zum Driver, hält alle Gewichts-, Winkel- und Flexvorgaben genau ein, dann schliesst sich für uns wieder Kreis: genau so fertigen wir, ausser der Kunde wünscht etwas anderes.

Wir haben hier viel getestet und hatten auch die Gelegenheit, eine grosse Bandbreite an Probanden zur Verfügung zu haben. Spielverbessernde Tendenzen waren in keiner Abstimmung belegbar, insofern halte ich auch die Aussage, dass ein MOI-abgestimmtes Eisen 3 problemlos spielbar sei, für fahrlässig. Wenn der Schwung von aussen nach innen verläuft und die Schlagfläche im Treffmoment offen ist, dann  wird auch mit MOI kein Draw daraus. MOI ist kurz gesagt okay, aber eben nur anders. Keinesfalls die Lösung eines Schwungproblems.

EP: Ist also alles erforscht und entwickelt, was es in Sachen Golfschläger gibt?

MK: Ganz und gar nicht. Nur wird meiner Meinung nach zu schnell jede denkbare oder neue Methode gnadenlos für Verkaufszwecke ausgeschlachtet, ohne diese zu Ende zu bringen … sofern es ein Ende überhaupt gibt. Wir hatten vor Jahren mit MOI begonnen, sind aber relativ schnell bei der Schaftschwingung angelangt. Der Golfschläger ist ein schwingendes System, nicht der Schwung selbst, sondern die Schwingung des Schaftes. Messtechnisch konnte bei vielen Eisen 7 eine volle Schwingungswelle ermittelt werden, bei fast allen anderen Schlägern sind diese Wellen abgeschnitten. Auch schaften wir es gezielt, ein für den Spieler gutes Eisen 7 durch Veränderung der Resonanzschwingung schwerer spielbar zu machen. Man muss sich dies wie bei Orgelpfeifen vorstellen: für den korrekten Ton kann man eine Orgelpfeife nicht beliebig abschneiden, sondern muss die Resonanz kennen und berücksichtigen, um am Ende den richtigen Ton zu erhalten. Bei Golfschlägern wird dies allerdings ausser Acht gelassen und die Schäfte werden nach einem fixen, eigentlich zufällig gewähltem Schema abgelängt. Man kann dies auch mit dem Antennenbau vergleichen: ist die Antennenlänge in Relation zur gewünschten Wellenlänge korrekt, dann klappt der Empfang. Wird die Antennenlänge beliebig gewählt, dann muss man Verluste hinnehmen. Hier sehen wir das grösste Potential, spielerleichternde Golfschläger für grosse Schlagweiten zu bauen. Was dazu allerdings benötigt wird, ist u.a. der Dialog mit kreativen Köpfen.