Schwunggewicht

Das Schwunggewicht ist der Versuch, eine Norm für den Bau von Golfschlägern zu kreieren. Das Schwunggewicht ist aber nur ein Maß für die Gewichtsverteilung, das effektive Gewicht bleibt dabei unberücksichtigt … und genau hier liegt das Problem.

Erstmal eine grundlegende Erklärung zum Schwunggewicht:

Das Schwunggewicht (SW) soll angeben,  welchen Widerstand der Golfschläger der Schwungbewegung entgegensetzt,  sprich, es ist eine Angabe für den Trägheitsmoment. Die Ermittlung  mittels SW-Waage ist ein statisches Verfahren; wird dagegen dynamisch  gemessen, spricht man gleich von MOI (Trägheitsmoment). Ein hohes  Schwunggewicht entspricht mehr Widerstand und umgekehrt. Gemessen wird  dies landläufig mit einer Schwunggewichtswaage, die vor einigen  Jahrzehnten (ca. 1920 von Robert Adams) zum Standard im Clubmaking  geworden ist. Man kann das SW jedoch auch berechnen, sofern eine  Grammwaage und ein Meterstab greifbar sind. Die Wertangabe erfolgt mit  einer Buchstaben-Zahl-Kombination, bei den Herren meist D2 und bei Damen C6 als Ausgangsbasis. C0 ist leichter (weniger Widerstand) als E4.  Alles unklar? Einfach fragen.

Nach dieser Richtlinie haben folgende Golfschläger das gleiche Schwunggewicht:

Schläger A:
Griff 50 gr
Schaft 70 gr
Kopf 200 gr
Länge 80 cm

Schläger B:
Griff 500 gr
Schaft 70 gr
Kopf 2000 gr
Länge 80 cm

Es ist nachvollziehbar, dass trotz gleichem Schwunggewicht beide Schläger doch recht unterschiedlich zu spielen sind. Bei der Massenware wird diese Problematik teilweise noch verschärft, wenn z.B. zum Ausgleich von Gewichtsfehlern am Schlägerkopf bei einzelnen Schlägern Bleigewichte unter den Griff geklebt werden und bei anderen nicht. Auf der Waage alles super, im Spiel eine Katastrophe und kein Einzelfall.

Das Schwunggewicht ist ähnlich wie MOI ein recht freizügig handhabbarer Messwert. Entscheidend ist in beiden Fällen, dass errechnete oder per Messung festgelegte Werte in der Produktion eingehalten werden und nicht einfach durch Gegenmaßnahmen kompensiert werden. Eine eindeutige Vorteilsargumentation ist für keine dieser Produktionsarten begründbar, entscheidend ist und bleibt der Golfer als Individuum, welcher individuell gehandhabt werden muss.

In Blindstudien konnten selbst erfahrende Pros Tendenzen oder Bauarten nur durch das Spiel allein nicht zuordnen.

Über Auswirkung und Risiken des  SWs soll hier jetzt nicht diskutiert werden. Jeder hat eine andere Meinung und man ist gut beraten, sich seine eigene zu bilden. Nur kurz: allein mit den  Schwunggewicht kann man keine Schwungprobleme dauerhaft beseitigen und  man macht auch aus einem Eisen 3 kein leicht spielbares Eisen 9, egal,  welche Gewichte man wo anbringt oder abnimmt.

Das SW wird nach unserer Meinung zu dogmatisch gesehen, da es jedoch leicht  nachkontrollierbar ist, legen die Hersteller großen Wert darauf, das zugesicherte SW einzuhalten. In der Praxis ist der Clubmaker dann aber  auch mal gezwungen, einen schwereren Griff oder Zusatzgewichte zu montieren, was aber keinen Sinn macht und nur Ballast bedeutet.

Dynamisch betrachtet ist nämlich eine Änderung im Griffbereich nur sehr marginal für den Trägheitsmoment und in der Auswirkung anders, als bei den gängigen MOI-Messgeräten. Fraglich ist immer der Messpunkt, sprich die Achse des Pendels „Arm-Schaft“. Diese Achse ist sehr abhängig von  der Griffhaltung und dem Schwungstil, also bei jedem Spieler anders. Hat man einen Golfschläger mit D2 und montiert einen 12 gr. schwereren  Griff, dann verändert sich das SW auf etwa C9. Hat dies ein Auswirkung?  Nein, nicht in der Praxis. Sonst wäre es auch ein Unterschied, ob man  mit Handschuhen (1 Stück ca. 20 gr) spielt, Schmuck an Finger oder Handgelenk trägt, eine fleischige oder magere Hand hat und vieles mehr.

Bezogen auf die Schwunggewichtsmessung mittels Waage ist die Möglichkeit eines Denkfehlers auch in der Wahl des Achspunktes gegeben, der hier bei 14 inch unterhalb der Griffkappe angenommen wird, ein Drehpunkt, der bei den meisten Schwungarten nicht gegeben ist.

Der nächste Irrtum geschieht nach unserer Meinung bei der MOI Methode. Hier wird zwar dynamisch gemessen (besser), aber der Achspunkt liegt  auf Höhe Griffkappe, wo zwar bei manchen Spielern der Drehpunkt liegen kann, aber eben nur bei manchen. Per Software lässt sich dies korrigieren und der Drehpunkt Mitte Griff legen, aber dies ist eine Simulation mit den Schwachstellen, die jede Simulation hat.

SW verglichen mit MOI: der Trägheitsmoment bei der Schwunggewichtsmethode erhöht sich mit zunehmender Schaftlänge, bei der  Bauweise nach MOI hat sich ein gleichbleibender Trägheitsmoment  etabliert, das Schwunggewicht statisch gemessen nimmt also mit zunehmender Schaftlänge ab. Was nun wie besser ist, kann man wie immer pauschal nicht sagen. Ein leichteres Eisen 3 ist auch leichter zu  beschleunigen, was dem untrainierten Spieler entgegen kommen kann, dieser wird aber mit leichteren Schlägern auch leichter hektisch in der Bewegung  (führungslos), was der Treffgenauigkeit abträglich ist. Mit gleichem MOI wird auch empfohlen, dass man den Ball aus der Mitte spielt, also keine Lageveränderung wie üblich durchführt (Wedges von der Mitte, lange Schläger Ball nach vorn). Dies hat jedoch eine große Auswirkung auf den Schwung. Im Regelfall möchte der bessere Spieler mit einem Eisen 3 kein Divot ausschlagen, mit dem Wedge eben schon. Bei gleicher Balllage gibt es deshalb Probleme.

Eine Reinform des MOI-Schlägerbaus sind z.B. die 1Iron Golfschläger aus  den USA: alle Schäfte sind gleich lang, alle Köpfe gleich schwer. Nur so ist es möglich, einen tatsächlich identischen MOI zu erlangen, der  unabhängig von der dynamischen Eigenart des Spielers ist. Über den Grundgedanken: eine Schaftlänge = eine Schwungebene = weniger Probleme kann man diskutieren, bei unseren Versuchen dazu hat sich jedoch ergeben, dass es den langen Eisen bei dieser Bauart an Umfangsgeschwindigkeit und Zug fehlt. Nur per Loft kann man bei identischer Schaftlänge nicht unbegrenzt Schlagweite erzeugen, das wäre zu einfach und zu schön.